Mittwoch, 21. Mai 2014

Die letzten Monate

Hallo Freunde.
Es ist Ewigkeiten her, seit dem ich den letzten Artikel geschrieben habe. Warum? - Ich weiß nicht. Ich bin hier wahnsinnig glücklich und es gibt einfach für mich derzeit tausend bessere Dinge zu tun, als einen Blog zu schreiben. Das Ende meines Jahres hier rückt näher und ich will nicht zurück nach Deutschland. Klar, meine Familie lebt dort und ich habe auch Freunde dort... aber die könnten ja einfach mit nach Amerika kommen ;) Ich glaube ein Grund warum ich hier bleiben möchte, ist einfach, weil ich wahnsinnig fröhlich und glücklich bin... Das Leben hier ist einfach schöner, Menschen sind netter und aufmerksamer, nicht jeder rennt depressiv durch die Gegend und ja, das Leben hier macht viel mehr Spaß. Ich habe mich definitiv stark verändert, ich habe hier gesehen und sehe auch, dass man selbst als Kind/Jugendlicher das Leben Anderer positiv beeinflussen kann und, dass das Leben miteinander wesentlich wichtiger ist, als alles Andere auf der Welt. Diese Monate haben mir deutlich gemacht, dass ich definitiv einen Beruf wählen sollte, der im sozialen Bereich liegt. Ich möchte gerne das Leben von anderen Menschen verändern und verbessern. Barack Obama hat in einer seiner Reden mal gesagt: "The best way to not feel hopeless is to get up and do something. Don’t wait for good things to happen to you. If you go out and make some good things happen, you will fill the world with hope, you will fill yourself with hope.” Ich denke, nach diesem Jahr verköpert dieses Zitat das was ich im Leben erreichen möchte. Ich hoffe, dass wenn ich wieder in Deutschland bin, ich meine gute Laune und Lebensfreude so behalten kann wie ich sie jetzt habe.

Was ist in den letzten Monaten so passiert? Ich hatte von Florida erzählt. Wir haben den Winter mittlerweile hier überstanden er ist noch bis Mitte April geblieben und nun haben wir hier aber schon Temperaturen von 27°C! Die Tornado-Saison hat begonnen und wir hatten mehrere Tornado-übungen in der Schule die an sich wahnsinnig lustig sind, wenn man nicht drüber nachdenkt, warum sich eigentlich 1000 Leute in einen Gang des Schülgebäudes auf dem Boden zusammenkauern müssen. ;) Ich bin immernoch sehr optimistisch, dass ich einen Tornado hier zu sehen bekommen werde. Ich möchte wirklich gerne einen sehen, das sage ich nicht nur bloß. ;) Ich stelle mir das als ziemlich gutes Fotomotiv vor. Sonst haben wir halt nachts immer Thunderstorms (also Sturm mit Gewitter, Hagel und anderen Nettigkeiten). Ich war vor einigen Wochen bei einem Basketballspiel der Chicago-Bulls! Es war wieder ein atemberaubendes Gefühl als eine Menge von 20,000 Menschen ein Team angefeuert hat! Ich war dort mit Greg, Sophie und Trevor - ein paar Freunden aus der Kirche. Desweiteren bin ich in den letzten Wochen zu "Feed my starving children" gegangen. Das ist eine Organisation die Spendengelder einsammelt und davon Reis und Ähnliches einkauft, welches Freiwillige und Helfer dann in kleine Tüten packen, zusammen mit Vitaminen, Soja und Gemüse. Ich habe das mit der Jugendgruppe die meine Gastmutter und ich betreuen gemacht und ja, es war ein sehr gutes Gefühl mehreren Kindern in Afrika, Südamerika und Asien Essen zuzubereiten. 
Vor drei Wochen hatte ich Prom. Das ist der größte Schulball des Jahres an dem nur 11 und 12 Klässler teilnehmen dürfen. Es ist hier etwas sehr sehr Großes für jeden und jeder Schüler wartet nur auf seinen Tag daran teilzunehmen zu dürfen. Dieses Jahr hat es an meiner High School an einem Samstag stattgefunden und ich bin am Vormittag zu Zoe gegangen mit Lisa und Lexi. Dort habe ich mir meine Nägel lackieren lassen, habe meine Haare gelockt und wir haben Pizza gegessen. Als wir dann beide unsere Kleider angezogen hatten haben wir viele Fotos gemacht und sind dann Richtung HighSchool gefahren. Dort habe ich mich mit Zach und McKenzie getroffen, mit denen ich dann den restlichen Abend verbracht habe. Wir haben uns Alle in der Turnhalle versammelt, mussten unsere IDs zeigen und wurden dann nacheinander gebeten über den roten Teppich bis zu unserem Bus zu laufen (es war EMBARASSING, da alle Eltern draußen standen und Fotos geschossen haben). Mit dem Bus sind wir dann zum Renaissance Hotel, Schaumburg gefahren und wurden dort dann ausgeladen. Als wir da waren gab es ein Drei-Gänge-Menü vom Feinsten ;). Es began mit einem Salat, weiter ging es mit Hühnchen Filet, Kartoffelbrei, grünen Bohnen und Soße und am Ende mousse au chocolat mit Brownieboden. Es war lecker. Den restlichen Abend haben wir getanzt und einfach Spaß gehabt. Dieses mal war der Großteil der Leute anständig gekleidet und somit musste ich nicht zu viele Brüste und Hintern fremder Menschen sehen. ;) Gegen 1 Uhr morgens wurden wir wieder in Busse verfrachtet und zur HighSchool gefahren. Von dort aus bin ich dann mit Zoe und ihrem Freund Nachhause gefahren worden.
Letztes Wochenende war ich in Chicago. Das Wetter war gut, die Stadt ist an sich einfach spitze und ich hatte viel Spaß. Besonders hat mir das John Hancock Observatory gefallen. Das ist ein Hochhaus mit Aussichtsplattform. Die Besonderheit dabei war aber, dass es dort auch eine neue Attraktion gibt "Tilt" bei der man sich gegen ein Fenster lehnt und dann 33° nach vorne über den Abgrund gebracht wird. Man kann also besser nach unten gucken. Ich habe keine Höhenangst und somit hatte ich meinen Spaß dabei. Das Gebäude war auch näher am Strand und man hatte somit einen besseren Blick über ganz Chicago. Sonst habe ich noch Navy Pier gesehen, dort haben wir auch Mittag gegessen, ich habe "The Bean" gesehen - moderne Kunst (ein bohnenförmiges Objekt welches verspiegelt ist und was jeder benutzt um Fotos von sich selber zu machen) und sonst sind wir halt noch durch die Stadt gegangen. 
Am Montag hatte ich dann einen Ausflug mit meiner Medical Skills und Service Klasse zur NIU - der Northern Illnois University. Was wir dort erlebt haben war unbeschreiblich cool und von all meinen Schulausflügen war dieser definitiv der Beste! Wir sind am morgen von der Schule losgefahren mit diesen typischen gelben amerikanischen Bussen, welche immernoch absolut grausam sind. Sie scheinen keine Federung zu haben, man fühlt jede Bodenerhebung und generell hört man allerlei Geräusche die man nicht hören möchte... Wenn man mit diesen dann noch auf einem Highway fährt wünscht man sich dann doch ein schnelles Ende. Anyways... Wir sind dann angekommen und jeder hat auf seinen Plan geguckt, in welches Gebäude er muss. Der Campus ist/war RIESIG! Stellt euch die Chemnitzer Innenstadt vor mal 3! Das war alleine nur die Campusanlage. Meine erster Punkt auf dem Plan war das Nursing Sim Lab. Dort lagen regelrecht Plastikpuppen in Krankenhauspuppen, welche aber reden konnten, atmen konnten, man konnte Puls und Herzschlag fühlen, bei manchen konnte man sogar Blut abnehmen. Wir durften dann halt ein bisschen an diesen rumexperimentieren und halt "Krankenschwestern spielen". Das Highlight bei diesem Teil des Ausflugs war dann noch, dass wir bei einer Plastikbabygeburt dabei sein konnten. Ich wusste nicht, dass es sowas generell gibt, aber in Amerika scheint es Alles zu geben. Mein zweiter Punkt auf dem Plan war ein Military Combat Casualty Training. Das war sowas wie Erste Hilfe bei der Army. Wir haben zuerst gelernt wie die Army erste Hilfe leistet und was sie so für Materialien verwenden. Als wir dann damit fertig waren wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt und mussten in einen wirklich total dunklen Raum gehen - man konnte nix sehen, absolut gar nix! Dann plötzlich blitzte es und wir hörten Schießgeräusche und zwei Leute die irgendwie auf dem Boden lagen fingen an zu schreien. Diese mussten wir dann verarzten, was bei Dunkelheit leider sich als nicht so ganz einfach erwies. Unsere Person hatte eine Schusswunde am Oberarm, eine offene Fraktur am Bein und generell einen ziemlich hohen Kunstblutverlust - was dem Ganzen aber noch einen gewissen Kick gegeben hat. Wir mussten die Person, die meine Gruppe verarzten musste, noch auf eine Trage verfrachten und raustragen zum Hubschrauberlandeplatz. Unsere Person hat dann auch noch schön gespielt, dass sie ohnmächtig wird durch einen zu hohen Blutverlust... Das andere Team mit dem Zweiten verletzten kam dann 2-3 min später aus dem Raum und zum Hubschrauberlandeplatz. Dort hat dann auch unsere Übung geendet. Jetzt wurde noch kontrolliert, wie gut wir erste Hilfe geleistet haben. Nun ja, meine Gruppe hat den Arm gut versorgt, aber leider haben wir den Druckverbannt am Oberschenkel angebracht, anstatt an der Stelle von der offenen Fraktur am Knie- die war halt offen... Naja, passiert halt, wenn es stockdunkel ist und das Kunstblut sich überall verteilt und man einfach nach Gefühl tut was die verletzte Person einem schildert. Wäre im richtigen Leben zwar nicht so praktisch gewesen...aber wen interessierts, es war ja nur eine Übung. Dafür wurden uns 15 sec. abgezogen, aber mein Team hat immernoch gewonnen. Dann durfte sich unser Team Preise aussuchen (Ich habe ein T-shirt und einen Wäschebeutel von der Army bekommen.). Nun ja, wie wir es Alle geschafft haben kaum Kunstblut auf den Klamotten zu haben ist fraglich, aber es ging dann relativ schnell zu unserer nächsten Station. Das war ein Medical Lab, also ein Labor, in dem wir Blut auf verschiedene Krankheiten testen konnten, Bakterien züchten konnten und das Beste: wir durften Blut abnehmen erlernen! Ihr fragt euch jetzt sicherlich, wer sich freiwillig von 10 Leuten Probeweise tausendmal stechen lassen würde... Sie hatten Übungslastikarme, welche Arterien hatten, die mit Kunstblut gefüllt wurden. Naja, es war doch gar nicht so einfach eine Arterie zu treffen und dann auch im 30° Winkel einzustechen und beim Blutabnahmeröhrchen abziehen die Nadel nicht tiefer in den Arm reinzurammen. Generell, habe ich mich aber nicht zu doof angestellt, ich habe es beim ersten Versuch geschafft und hatte nur Probleme beim generellen Öffnen der Plastikverpackung um die Nadel (Dämliche Kindersicherung!!! ;) ). Nun ja, auch diese Station haben wir dann irgendwann beendet und haben uns dann mit den anderen Gruppen getroffen, die zu anderen Station gegangen sind. Wir haben dann Mittag gegessen und sind mit dem Bus wieder zurückgefahren. Wie gesagt, es war einfach ein total genialer Ausflug und ich glaube, das war so der beste Schultag, den ich bis jetzt so hatte.
So... ich war in den letzten Monaten auch viel Bowling spielen mit Freunden und wir hatten jedes Mal eine Menge Spaß.
Ich hoffe ich konnte jetzt einige Leute etwas beruhigen, in dem ich diesen langen Text geschrieben habe und erzählt habe was hier bei mir so los ist. :)
Generell ist es einfach das Beste was mir passieren konnte, hier her zukommen und ein Jahr in Amerika zu leben. Danke nochmal an Mama, Papa, meine grässlichen Geschwister, Oma und Opa, meiner Gastfamilie, Conny, Jan und natürlich alle meine Freunde die mich anscheinend nicht vergessen haben über die 10 Monate :)
Bis bald! Tami